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Tour88

13-Pässe-Fahrt, 4.-7. Juli 1988

Fredi / Yamaha XS 750 / 1’760 km / 14 Pässe (CH, I, A, D)

Da meine Frau für eine Woche nach Davos verreist ist, um einigen älteren Damen das Seidenmalen beizubringen, beschliesse ich, allein mit meinem Motorrad ein wenig die Alpen unsicher zu machen.
Ausrüstung: Meine Yamaha XS 750 mit Krauser-Koffern, eine Strassenkarte “Alpenländer”, je ein Briefumschlag mit ein paar Lire, Schilling und D-Mark, aber kein Zelt oder irgendwelche Hotel-Reservationen. Irgendwo werde ich schon irgendwie übernachten können, bevor ich vom Sattel falle...also einfach los und der Nase nach.

1. Tag: Anwärmen und Kurven spüren

Nach einem kräftigen Frühstück geht es am Montag Vormittag los. Alle Lichter funktionieren, der Tank ist voll, Visier und Windschutzscheibe sind geputzt, der Tankrucksack hält.
Ab Dübendorf benutze ich bei zwar bedecktem Himmel, aber warmem und trockenem Wetter erst mal die Autobahn um Zürich herum und Richtung Luzern. Jetzt tauchen am Horizont im Süden auch schon die ersten richtigen Berge auf, und sofort steigt meine Stimmung und die Lust auf den ersten Alpenpass.
Mein erstes Ziel ist der Brünigpass, mit 1’007 m.ü.M. zwar noch ziemlich bescheiden, aber doch kurvig genug, um sich für höhere Aufgaben anzuwärmen und ein wenig Kurvengefühl zu bekommen. Auf der Passhöhe ist eine erste Erfrischung angesagt; das Restaurant ist ein bekannter Biker-Treff, wo man immer etwas ‘Benzin’ reden kann.

Grimsel PasshöheFrisch gestärkt geht es nun runter Richtung Berner Oberland, durchs Haslital und an den imposanten Staumauern der Grimsel-Kraftwerke vorbei hinauf auf den Grimselpass (2’165
m.ü.M.). Auf der Passhöhe ist es ziemlich windig und kühl, also zu ungemütlich für eine Pause. Der Aufenthalt beschränkt sich daher auf eine Camel und das obligate Foto “Mein Motorrad auf der Passhöhe”.

Sofort fahre ich weiter Richtung Wallis, wo ich am heutigen Tag auch endlich zum ersten Mal die Sonne sehe. Bei herrlichem Wetter fahre ich das Oberwallis hinunter, eine wunderschöne Gegend. Zwar sprechen die Einheimischen hier einen recht schwer zu verstehenden Dialekt, aber verhungern und verdursten muss man trotzdem nicht...
In Brig ist es nun Zeit für eine längere Pause und ein Mittagessen, bevor ich mich Richtung Brücke SimplonstrasseSimplon und Italien wage.

Die Passstrasse Richtung Simplon ist in den letzten Jahren tüchtig ausgebaut worden. Nach offiziellen Angaben wurde dies für den Tourismus gemacht, es ist aber schwer zu vermuten, dass die Strasse vor allem für die Schweizer Armee erneuert wurde, da das Simplongebiet ja - wie inzwischen bald jeder weiss - eine zwar “hochgeheime”, aber eben doch überall bekannte Militärfestung ist.

Über eine hypermoderne Brücke überquerte ich das Tal und gelange auf den Simplonpass (2’005 m.ü.M.).

Simplon PasshöheHier oben ist es zwar im Gegensatz zur Grimsel erstaunlich warm und sonnig, dafür steht auf der Passhöhe nur ein geschlossenes altes Hotel. Na gut, ich schiesse das übliche Foto und vernichte eine Camel Filter.

Richtung italienische Grenze führt die Strasse nun hinunter durch eine imposante Schlucht, in welcher die Wände von Kurve zu Kurve immer näher zu kommen scheinen. Man fühlt sich hier schon ziemlich klein, und auch die historische Gegend macht irgendwie ordentlich Eindruck.
 
Schon bald gelange ich jedoch zum Zoll, welcher ziemlich überraschend hinter einer Felsnase auftaucht, und Italien ist erreicht.



Die Route führt mich jetzt Richtung Domodossola und von dort durch das Centovalli ins Tessin nach Locarno.

Kathedrale von ReDie Strasse durch das Centovalli ist sehr schmal und kurvig; sie ist eng an die Felswand gebaut, ein bescheidenes Mäuerchen soll vor dem Sturz in den Abgrund schützen, während man das Motorrad über die grob geflickte Piste steuert.
Das Tal wirkt eher arm und bescheiden, die Dörfer sind klein und eng. Mittendrin jedoch erblickt man ziemlich überraschend ein imposantes Gebäude, die gewaltige Kathedrale von Re.
Aus der Träumerei wache ich jedoch blitzschnell wieder auf, weil ich von einem entgegenkommenden Wagen fast über den Haufen gefahren werde.
In Locarno arbeiten viele junge Italiener, und diese scheinen jetzt Feierabend zu haben und kommen mir auf der Strecke entgegen. Meist drei oder vier Wagen der GTI-Klasse rasen hintereinander her und schneiden mit quietschenden Reifen die engen Kurven. Ich muss ein paar Mal auf Ausweichstellen flüchten, erreiche Locarno jedoch Gott sei Dank gesund.

Auf der Autobahn brause ich nun nach Como hinunter, wo ich bei 38 Grad Hitze in den Abendverkehr gerate. Nachdem ich unter der schwarzen Lederjacke ein paar Liter Schweiss verloren habe, gelange ich auf die Strasse entlang dem Comersee Richtung Chiavenna. Die Strecke dem westlichen Seeufer entlang ist herrlich, gesäumt von Palmen und Kastanienbäumen, mit vielen kleinen Bistros und Restaurants.
Je näher ich Chiavenna komme, desto dunkler wird es nun aber hinter mir. Ein bedrohliches Gewitter verfolgt mich und ist anscheinend genau gleich schnell wie ich.


Hotel BregagliaHinter Chiavenna steigt die Strasse an Richtung St. Moritz ins Bergell, ein “vergessenes” Schweizer Tal, welches zum Kanton Graubünden gehört, wo jedoch italienisch gesprochen wird.

Nach inzwischen über 9 Stunden im Sattel und mit dem Gewitter im Rücken beginne ich nach einer Unterkunft auszuschauen.
Gleich in Promontogno, dem zweiten Dorf nach der Schweizer Grenze, finde ich eine kleine Pension. Leider ist dort aber bereits eine Schulklasse eingezogen, sodass kein Platz mehr zu haben ist. Inzwischen ist natürlich auch das Gewitter eingetroffen, und mir schwant Übles...
Die Wirtin schickt mich freundlicherweise zum riesigen Hotel Bregaglia weiter unten im Dorf, das wie ein Grand Hotel in St. Moritz aussieht und - wie ich fürchte - wohl auch solche Preise hat.
Erstaunlicherweise ist die Übernachtung jedoch günstig (Fr. 55.- mit Frühstück). Das Hotel ist über 150 Jahre alt, ohne Heizung, Zimmer mit handgemalten Tapeten, Kutsche im Foyer, Springbrunnen vor dem Eingang - wirklich wie aus einer anderen Zeit.

Nach einem guten Abendessen ziehe ich mich ziemlich kaputt zum Schlafen zurück.



Bilanz des ersten Tages:

9.5 Stunden Fahrt, 530 km, 3 Alpenpässe.

2. Tag: Schotter, Schnee und Schluchten

Der zweite Tag beginnt mit einem sehr guten Morgenessen im imposanten Frühstückszimmer des Hotels Bregaglia. Eine Stukkaturdecke wölbt sich über schweren antiken Möbeln, und Bärenfelle und Antilopenköpfe schmücken die Wände.

Danach geht es los Richtung Maloja und Engadin. Die Luft ist kühl und frisch, es hat kaum Verkehr. Enge Durchfahrten durch kleine Dörfer wechseln sich ab mit herrlicher Landschaft. Die Strasse wird immer steiler und enger, am Schluss schlängelt sie sich durch eine fast senkrechte Felswand hoch zum Malojapass (1’815 m.ü.M.), wo sich der Blick öffnet ins Engadin.
Das Wetter ist zwar etwas trüb, aber trocken; eine traumhaft schöne Strasse führt nun den drei Engadiner Seen entlang:  Erst der Silser See, dann der Silvaplaner See und zuletzt der St. Moritzer See, wo trotz des kalten Windes ein paar unentwegte Bernina PasshöheWindsurfer unterwegs sind.
In Pontresina zweigt die Strasse ab Richtung Bernina. Es wird immer nebliger, und auf dem Berninapass (2’330 m.ü.M.) sieht man kaum die Hand vor Augen. Wenigstens hellt es so weit auf, dass ich mein “Ich auf der Passhöhe”-Foto machen kann.
Nun geht es zwischen Felsen und Seen das Puschlav hinunter, welches wie das Bergell ein italienischsprachiges Tal des Kantons Graubünden ist. Bald gelange ich wieder nach Italien und durchquere die Stadt Tirano, an deren Ausgang man auf die wohl längste schnurgerade Strasse in den Alpen gelangt. Ich erinnere mich an einen Tip, den ich von einem Freund bekommen habe, und suche eine kleine Abzweigung links hinauf, welche mich direkt auf den Aprica-Pass führen soll. Ich finde sie auch tatsächlich und bin in kürzester Zeit wirklich auf dem Aprica-Pass, welcher sich allerdings eher etwas langweilig präsentiert. Dank der guten Strasse komme ich wenigstens rasch nach Edolo und Ponte di Legno. Dort suche ich die Einfahrt zum berüchtigten Gaviapass.

Passstrasse GaviaAus verschiedenen wilden Erzählungen habe ich ja zwar einiges erwartet, aber diese Strasse ist für meine XS 750 wirklich eine Herausforderung. Pickelharte Naturstrasse mit bis zwei Zentimeter hoch aufstehenden Steinen; in den Haarnadelkurven ist allerdings alles aufgewühlt wie im Tiefschnee, wohl von den hier sehr aktiven Enduro-Piloten.
Die Fahrt bis zur Passhöhe kostet mich fast eine Stunde, und oben auf dem Gaviapass (2’652 m.ü.M.) angekommen bin ich total gerädert und brauche dringendst einen Espresso und eine Camel.

Gavia PasshöheIm Restaurant lerne ich ein junges deutsches Pärchen kennen, welche die Strecke zu zweit auf einer Moto Guzzi Le Mans bewältigt haben und genau wie ich jetzt ziemlich flach liegen.

Die Strasse runter nach Bormio besteht vorwiegend aus einer rauhen Schotterpiste, auf welcher sich meine XS 750 allerdings erstaunlich gutmütig benimmt.
Alles in allem ist dieser Pass eine recht wilde Sache; trotzdem gehört er  für mich zur Kategorie “muss man mal gemacht haben” - aber das nächste Mal  wohl besser mit einer Enduro...

Stilfserjoch PasshöheKurz nach Bormio gehts gleich wieder den Berg hoch Richtung Stilfserjoch, durch ein imposantes Tal mit zahlreichen Tunneln. Ich schwitze doch etwas Blut, denn viele dieser Tunnels sind unbeleuchtet, haben überraschend eine Kurve in der Mitte oder sind drinnen plötzlich nicht mehr asphaltiert - wehe, es kommt nun noch der Giulietta-Club entgegen.
Trotzdem finde ich den Weg zum Dach meiner Tour, das noch ziemlich winterliche Stilfserjoch mit 2’758 m.ü.M. Es ist düster und kalt, aber die Aussicht Richtung Südtirol entschädigt mich dafür.
Hier oben trifft man einerseits Hunderte von Motorrädern, gleichzeitig wird hier oben aber auch im Sommer noch Ski gefahren.
Auf der anderen Seite runter Richtung Südtirol sind die Kurven freundlicherweise nummeriert, allerdings von oben nach unten; man erfährt also erst ganz am Schluss, wie viele dieser Haarnadeln man erlitten hat. Die ersten Kehren sind unheimlich eng, und der Strassenbelag - oder was davon übrig ist - lässt auch zu wünschen übrig. So etwa ab Kehre 20 habe ich das Gefühl, die Arme faulen mir ab, denn die 270 kg der XS schieben doch ganz schön.
Irgendwann ist dann die 48. und letzte Kehre erreicht, und ich komme nun - endlich auch wieder bei Sonnenschein - ins Vinschgau mit seinen Tausenden von Apfelbäumen.
Nach den doch etwas anstrengenden Hochalpenpässen geniesse ich nun die gemütliche Fahrt durchs sonnige Südtirol über Meran nach Bozen.

EggentalNach einigen Irrwegen in der Stadt Bozen finde ich doch noch den Eingang ins Eggental, welches mich Richtung Karerpass führen soll. Das Tal beginnt mit einer eindrücklichen engen Schlucht, in der sich die roten Felsen so hoch türmen, dass man kaum mehr den Himmel sieht.

Nach bald zehn Stunden auf dem Bock habe ich nun doch das Bedürfnis nach einem Nachtessen, einer Dusche und einem weichen Bett. Glücklicherweise treffe ich gleich am Ausgang der Schlucht auf einen kleinen Gasthof, der zur Ortschaft Birchabruck gehört.

Gasthof in BirchabruckIch stelle mein Motorrad ab und setze mich draussen an einen Tisch. Ausser mir ist nur noch ein einziger Gast da, ein alter Mann mit grüner Schürze. Die Bedienung ist eine sicher 80jährige Oma am Stock. Ich frage sie nach einem Zimmer; sie sagt, sie habe eines frei, bittet mich aber um Geduld, bis ihre Tochter komme und es mir zeigen könne. Ich bestelle erst mal ein Glas Bier. Ob ich gerne noch was essen möchte, fragt mich die Oma. Sie könne mir ein Schnitzel anbieten. Da sage ich natürlich nicht nein.
Nach dem Essen taucht auch die Tochter auf und zeigt mir mein Zimmer. Ich geniesse eine ausgiebige Dusche, und mit frischen Kleidern gehe ich nach unten, um mit der netten Oma noch etwas zu plaudern. Doch als ich nach unten komme, ist im Restaurant alles dunkel und die Türe geschlossen. Na ja, denke ich, die Oma geht wohl früh schlafen...
Nach einem Schlummertrunk oben im Dorf gehe ich auch in die Federn.

Bilanz des zweiten Tages:
10 Stunden Fahrt, 360 km, 5 Pässe

3. Tag: Schroffe Felsen

Beim reichhaltigen Frühstück erzähle ich der Oma, ich wäre gestern am Abend gern noch was trinken gekommen, aber es sei schon geschlossen gewesen. Darauf entschuldigt sie sich bei mir, es tue ihr sehr leid, aber der Gasthof sei eben am Dienstag gar nicht geöffnet (!?). Der andere Gast gestern Abend, das sei ihr Ehemann.
So etwas müsste mir in der Schweiz mal passieren, da gibt es schon nichts mehr, wenn man mal 5 Minuten zu spät kommt..

Kurze Zeit später fahre ich los den Karerpass hinauf. Auf der Passhöhe sind gerade Aufräumarbeiten nach einem Busunfall im Gange. Alles ist versperrt, ziemliches Chaos. Ich benutze deshalb die erste Lücke für meine Flucht Richtung Dolomiten, ohne den Karersee überhaupt gesehen zu haben. Na ja, vielleicht ein andermal.

Pordoi PasshöheNach einer kurzen Anfahrt erreiche ich Canazei, wo gleich die Steigung zu den ersten Dolomitenpässen beginnt. Ich entscheide mich für den Passo Pordoi.
Leider beginnt es bereits nach zwei Kurven kräftig zu regnen; die Strasse ist auch nicht sehr sauber, also Vorsicht! Die XS mag sowieso keine nasse Strasse, und ihre Bremsen sind im Regen auch nicht immer über jeden Zweifel erhaben. Ohne zu hetzen erreiche ich gesund den Passo Pordoi (2’239 m.ü.M.). Leider sind wegen der Nebelschleier die Dolomitengipfel kaum zu sehen. Also sofort weiter und nach besserem Wetter suchen.

Falzarego Passhöhe
Der nächste Dolomitenpass ist der Falzarego (2’117 m.ü.M.). Die Passhöhe wird von einem grossen Kreisel beherrscht. Es soll der höchstgelegene Verkehrskreisel von Europa sein. Von besserem Wetter allerdings weiterhin keine Spur, es ist nass und kalt. Dafür ist die Passhöhe voll mit suspekten Händlern, die mir - verschämt in der Innenseite des Mantels versteckt - “Original”-Omega-Uhren und Schmuck anbieten.
Also rasch den Berg runter Richtung Cortina.
Im Dorf Cortina herrscht allerdings ein so fürchterliches Touristengewühl, dass man sogar mit dem Motorrad kaum durchkommt. Dafür sehe ich im Norden jetzt endlich ein paar Stückchen blauen Himmel. Nix wie hin...

Nach den nassen und rutschigen Dolomiten-Kurven gefällt es meiner XS auf der trockenen, gut ausgebauten Strasse über Toblach und österreichische Grenze nach Lienz schon viel besser.
Edelweiss SpitzeDoch kaum beginnt die Steigung nach Heiligenblut und zum Grossglockner, ist es mit der Sonne wieder vorbei. Es bleibt zwar trocken, aber es wird immer kälter und windiger.
Nach einem kurzen Abstecher zur Franz Josefs Höhe schaffe ich auch den Grossglockner mit der wie ein Zuckerhut aufgesetzten Edelweiss-Spitze
(2’571 m.ü.M.). Leider ist es so trüb, dass von der schönen Aussicht praktisch gar nichts zu sehen ist.
Mit einem heissen Kaffee habe ich mich wieder so weit aufgewärmt, dass ich mich fähig fühle für die vielen Kehren Richtung Zell am See. Die Strasse ist wunderbar ausgebaut; auf dieser Privatstrasse kostet die Durchfahrt zwar ein paar Schilling, der Zustand ist aber das Geld auch wirklich wert. Da es nun von Kehre zu Kehre wärmer wird, steigt bei mir auch das Wohlbefinden.

Gasthof GrüblKurz vor Zell am See wende ich mich nach links ins Pinzgau. Die Strasse durchs Pinzgau ist mehr oder weniger gerade und ziemlich langweilig, zumal ich nun im recht dichten Feierabendverkehr mitrolle. Zwar ist jetzt endlich die Sonne wieder da, sie scheint mir aber die ganze Strecke direkt in die Augen; so langsam werde ich etwas schlapp und unkonzentriert. Deshalb schaue ich mich wieder nach einer Unterkunft um.
In Wald im Pinzgau suche ich die Einfahrt in die alte Strasse zum Gerlospass und finde sie im zweiten Versuch auch. Die Strasse ist sehr schmal und steigt rasch dem Hang entlang hoch. Schon nach wenigen Metern hat man eine tolle Aussicht über das ganze Tal.
An der schmalsten und steilsten Stelle liegt der Gasthof Grübl, wo ich von der ausserordentlich netten Wirtin Frau Kaiser ohne Probleme ein Zimmer bekomme.
Heute war es doch recht anstrengend, was mich recht früh ins Bett treibt.

Bilanz des dritten Tages:
9 Stunden Fahrt, 330 km, 4 Pässe

4. Tag: Seen und sonnige Landstrassen

Zell
Das Frühstück beginnt mit einem Schock: Im Gasthof Grübl gibt es keine Kaffeemaschine, daher bekommt man nur sofortlöslichen Kaffee. Für mich als Kaffeetante ist das natürlich erschütternd...
Nun ja, sonst schmeckt das Frühstück ausgezeichnet. Ich kann mir unterwegs immer noch einen richtigen Kaffee beschaffen.
Die alte Strasse auf den Gerlospass (1’507 m.ü.M.) ist sehr eng und holprig, ist aber zum Aufwachen ideal. Ab der Passhöhe beginnt dann eine neu ausgebaute Strecke von etwa 30 km bis ins Zillertal. Dort mache ich eine kurze Pause und stelle dabei fest, dass mich etwas in der Hosentasche drückt. Oh Schreck, ich habe den Hotelschlüssel nicht zurückgegeben! Mit in die Schweiz nehmen und dann per Post schicken ist auch doof; also umkehren und nochmals ins Grübl. Dank dem heute wunderschönen Wetter macht mir der 80 km-Umweg überhaupt nichts aus.

AchenseeEine gute Stunde später bin ich bereits wieder im Zillertal und fahre Richtung Achensee und Bad Tölz in Bayern.

Das Wetter ist schön und warm, und ich geniesse es, nach drei kühlen und feuchten Alpentagen einfach mal übers Land zu bummeln. Der Achensee ist wirklich so hellblau, wie ich das mal irgendwo gelesen habe. Nach der romantischen Strecke dem See entlang geht es über den Achenpass nach Deutschland.

Über ruhige Landstrassen fahre ich bei herrlichem Sonnenschein via Tegernsee und Bad Tölz in Richtung Starnbergersee und Ammersee.
Ammersee

In Diessen kaufe ich mir ein Picknick zusammen, suche mir eine ruhige Ecke am Ammersee und lasse es mir gutgehen; ein kleines Schläfchen ist auch noch dabei.
Frisch gestärkt geht es nun auf meine letzte Etappe, nämlich durchs Allgäu via Schongau, Marktoberdorf und Kempten bis nach Ravensburg, dann dem Bodensee entlang nach Radolfzell. In Stein am Rhein erreiche ich wieder die Schweiz und treffe kaputt, aber zufrieden in Dübendorf ein.


Bilanz des 4. Tages  
9 Stunden Fahrt, 540 km, 2 Pässe

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